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Pioniere und frontier


Pioniere, Besiedlung, Erschließung, Verkehrswege, Eisenbahn, Wanderungen, Schachbrettsystem, Siedlungsgesellschaften

Von Osten nach Westen fortschreitend, wurden Erschließungsgebiete, die territories ausgewiesen: 1790 Northwest Territory bzw. Indian Territory, dann 1805 Michigan Territory, 1820 Indiana Territory und Kansas Territory um 1850. Als Verkehrswege waren die Flüsse und einfach befestigte Landstraßen von Bedeutung wie die National Road, die verschiedenen Pikes und die coach-routes, die mit Pferdewagen befahren wurden. Die erste große Siedlerwelle ins Gebiet der Großen Seen kam mit der Fertigstellung des Eriekanals 1825. Im Jahre 1830 wanderten vermehrt Deutsche zu und gründeten beispielsweise in Michigan den heute bekannten Ausflugsort Frankenmuth. In den 1840er Jahren folgten die Iren und um 1850 kamen weitere Deutsche. Dampfschiffe und das 1811 - 1836 ausgebaute Kanalnetz sowie ab 1850 die Eisenbahn erhöhten die Westwärts-Wanderungen.


Spanisches Siedlungsgebiet

Die Pioniere der nördlichen Gebiete (Michigan) kamen hauptsächlich aus den Neuenglandstaaten (Yankees), in den südlicheren Landesteilen (Südindiana) aus den Mittelatlantik- und Südoststaaten Maryland bis Carolina. Die Migration erfolgte in Ost-West-gerichteten Kettenwanderungen mit zahlreichen Stationen entlang der nach Westen fortschreitenden frontier-Zone. Dies erklärt unterschiedliche regionsspezifische Kulturen zwischen Michigan und Nordindiana einerseits und Südindiana andererseits. Die National Road (U.S. 40) wird als Grenze zwischen den Nord- und den Südgebieten gesehen. So wurden Protestantismus, Ausbildung und Unternehmertum in der Nordregion zur Grundlage für die rasch folgende Industrialisierung. Bereits 1855 hatte man zur Förderung der Wirtschaft die ersten Agrarschulen gegründet, die dann 1862 zur Entstehung der Land Grant Colleges geführt haben. Die ersten zugewanderten Schwarzen, damals als Neger bezeichnet, konnten sich als freie Bürger niederlassen.

Zur Erschließung des flachen Landes diskutierte man um 1790 verschiedene Konzeptionen der Landaufteilung und des Landverkaufs. Bestimmend wurde die range-and-township-Landvermessung von 1785/1787, die in den Northwest Ordinances festgelegt ist. Grundlage waren die Ausrichtung auf das Schachbrettsystem mit den breitenkreisparallelen Basis- und den von Nord nach Süd verlaufenden Meridionallinien. Das Land wurde in quadratische Blöcke, die Townships und Sections aufgeteilt und Siedlungswilligen angeboten. Der Verkauf erfolgte durch Siedlungsgesellschaften wie die Ohio Lands Company, später durch Bahngesellschaften, z. T. auf Auktionen. So wurden in den 1820er/30er Jahren die Gebiete entlang des Ohioflusses und entlang der Großen Seen allmählich aufgesiedelt. Die malariaverseuchten Niederungsgebiete entlang der Großen Seen hatte man zunächst gemieden. Die Pioniere errichteten Blockhäuser und legten Felder an, primär zur Produktion von Nahrungsmitteln für die Selbstversorgung.

Einen weiteren Siedlungsschub brachte um 1850 der Bau der Eisenbahnen. In verkehrsgünstigen Gebieten bis zu 30 km von Kanälen und Bahnlinien entfernt, wurde Weizen für die rasch wachsenden Märkte in den Städten an der Atlantikküste und zum Export nach Europa angebaut. Als weiteres Marktprodukt war Wolle gefragt. Die ersten Pionierfarmer hatten Flächen von 10 bis 30 ha erschlossen.

Um 1860 erreichte die Erschließungszone, die sog. frontier, den Mississippi. Mit der zunehmenden Verkehrserschließung durch Kanäle und Bahnlinien gewannen die Marktprodukte (cash crops) wie Weizen, Mais oder Schweine immer mehr an Bedeutung. Als Zentrum entwickelte sich das mittlere Ohio-Indiana-Illinois-Gebiet.

Zur wichtigen Institution wurde die family farm. Vater und Sohn bewirtschafteten mit Erfolg einen großflächigen Betrieb. Arbeitsspitzen entstanden bei der Ernte und beim Pflügen der Felder. Die große Nachfrage nach Landmaschinen förderte Innovationen im Maschinenbau, woraus sich eine produktive Industrie entwickelte.

In regelmäßigen Abständen wurden Ausrüstungs- und Handelsplätze angelegt und Städte gegründet, die gateway cities: Pittsburgh 1754, Chicago 1763, Cleveland 1786, Buffalo 1801, Toledo 1833, Milwaukee 1835 und Cincinnati 1840.

Mit dem Pacific Railroad Act von 1862 und dem Homestead Act erhielten die Bahngesellschaften entlang der zu bauenden Bahnlinien zu beiden Seiten einen 15 - 30 km breiten Landstreifen. Dieses Land sollte an Siedlungswillige preisgünstig verkauft werden und zur raschen Erschließung der großen, kaum genutzten Territorien beitragen. Jeder Pionier hatte Recht auf eine Quarter Section, d. h. auf einen Landblock von 800 m Seitenlänge, was einer Fläche von insgesamt 65 ha entspricht.

Sobald ein Siedlungsgebiet 60.000 Einwohner erreicht hatte, wurde ein Staat gegründet und in die Union aufgenommen: 1803 Ohio, 1816 Indiana, 1818 Illinois, 1837 Michigan und 1848 Wisconsin.

Mit fortschreitender Verlagerung der frontier-Linie nach Westen hat sich die Produktion des Hauptmarktproduktes Weizen wegen der günstigeren Anbaubedingungen weiter nach Westen verlagert, um 1880 bis nach Kansas. Die verschiedenen Einwanderergruppen brachten ihre jeweiligen Erfahrungen mit; die Holländer den Gartenbau, die Dänen und Schweden Milchwirtschaft und Käseherstellung oder die Mennoniten aus Russland den Anbau von Hartweizen, was in Abhängigkeit von naturräumlichen Bedingungen zur Anbauspezialisierung geführt hatte: Bei kleineren Betrieben in Ohio kombinierte man Maisanbau und Schweinemast, in größeren Betrieben von Nordwest-Illinois Getreidebau; entsprechend der naturräumlichen Gegebenheiten erfolgte in Michigan und Wisconsin die Milch- und Käseproduktion. Die Landwirtschaft bildete den dominanten Erwerbszweig bis um 1880.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Nach: Roland Hahn: USA. Perthes Länderprofile. Gotha: Perthes 2002, S. 172 173, gering verändert
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 22.01.2006
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